2006 Saiten im Gespräch
Projektkonzept und -leitung
Helmi Vent
Projektpartner
College of Music and Dance, Ulanbaatar (Mongolei); Mongolian University of Arts and Culture, Ulanbaatar
Projektassistentin, Übersetzerin und Dolmetscherin
Purevsuren Byambaa, Ulanbaatar und Darmstadt
Projektteilnehmer
Studierende und Lehrende für die Fächer:
Violine im Rahmen des klassischen Konzertfachs, Yatga (Knieharfe) und Morin Khuur (Pferdekopfgeige) im Rahmen des Studiengangs Volksmusik
Ort und Zeit
College of Music and Dance, Ulanbaatar, Ensemble- und Seminarraum
Zeitraum
1.-13. September 2006
Ein experimentelles Musiktheater-Projekt für Saiteninstrumentalisten im Rahmen der Gastlehrtätigkeit von Helmi Vent am „College of Music and Dance“, Ulanbaatar (Mongolei),
1.-13. September 2006
Zum Projekt
An dem Projekt „Saiten im Gespräch“ nehmen Studierende und Lehrende für die künstlerischen Fächer Violine (klassisch), Yatga (Knieharfe) und Morin Khuur (Pferdekopfgeige) teil. In dieser Konfiguration begegnen sich die Teilnehmenden am „College of Music and Dance“ in Ulanbaatar zum ersten Mal. Das Projekt ist verknüpft mit dem Seminar „Kunst als Verfahren“, eine Wahrnehmungstheorie von Viktor Šklovskij (s. Seminar-Seite).
In improvisierten Interventionen greifen wir Šklovskijs Empfehlungen auf und versuchen, die Wahrnehmungsvorgänge im Prozess des Musizierens zu verlängern und die Orientierung über das Hören zu irritieren. Gespielte Kompositionen (Violine), gesungene und gespielte traditionelle Lieder (Gesang mit Yatga und Morin Khuur) erscheinen in neuen Zusammenhängen, in anderer Umgebung, in anderem Umfeld. Beim Zerlegen und neuen Zusammenfügen von melodischen und rhythmischen Bauteilen werden bekannte Liedteile ihrer Vertrautheit beraubt. Absichtsvoll. Solche Verfremdungen erschweren das Zusammenspiel und verhindern laut Šklovskij eine Automatisierung der Wahrnehmung. Und genau darum geht es ihm: nicht um ein „Wiedererkennen“, sondern um ein unvoreingenommenes „Sehen“ (und Hören, Ergänzung durch die Verfasserin).
Im Regelkreislauf instrumental- und vokalkünstlerischer Ausbildung geht es zum einen darum, die künstlerischen Kompetenzen bei einer interpretativen Wiedergabe komponierter bzw. traditionell bestehender Werke zu optimieren. Zum anderen geht es – z.B. im laufenden Projekt – darum, „Kunst als Verfahren“ über experimentelle Spielarten in der künstlerischen Praxis handzuhaben und als ästhetische Kategorie im Solo- und Ensemblespiel zu begreifen und auf die Saiten des eigenen Instruments und die der eigenen Stimme übertragen zu lernen. „Die Kunst“ - so Šklovskij – sei ein Mittel, „das Machen einer Sache zu erleben“.
Fernseh-Mitschnitt
MNB - Mongolian National Broadcasting:
Aufzeichnung und Sendung von Lehrtätigkeitsausschnitten am 12.09.2016